Friedenslicht 2016

Friedenslicht 2016

Eine gemeinsame Reise von Laura und Sina mit der Delegation des DV Aachen.

Ein Bericht von Laura.

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit wird das Friedenslicht in der Geburtsgrotte Jesu an einer Kerze entzündet und von mit dem Flugzeug nach Wien transportiert. Dort wird es an Pfadfinder weitergegeben, die es dann in der ganzen Welt verteilen.


Letztes Jahr durfte ich als Teil der deutschen Delegation mit nach Wien fahren um das Friedenslicht abzuholen. Hier möchte ich euch von meinen Erlebnissen an diesem Wochenende berichten.

Die Anreise

Los ging es am Donnerstag, den 8. Dezember um 19:36 am Bahnhof Langerwehe. Sina und ich stiegen in den Zug nach Köln, in dem schon vier weitere Mitglieder der Aachener Delegation saßen. Ein paar Stationen lang hatten wir noch Gesellschaft von Pfadfindern aus Langerwehe, die uns erzählten, dass sie Sonntag, wenn wir zurückkommen, das Friedenslicht in Empfang nehmen werden.

Gegen halb Neun erreichten wir den Kölner Hauptbahnhof. Dort hatten wir die Möglichkeit noch etwas zu essen zu kaufen während wir auf das letzte Mitglied unserer Aachener Gruppe warteten. Gemeinsam gingen wir zum Bahnsteig an dem pünktlich um halb Zehn unser Nachtzug nach Wien mit vielen weiteren Pfadfindern einfuhr. Mit unserem Gepäck quetschten wir uns in den Gang in dem wir erfuhren, dass sechs von uns sich ein Abteil teilen werden. (Die Siebte gehörte zu den Organisatoren und hatte dort einen Schlafplatz.) Mit 6 Personen, 6 Rucksäcken und zwei Tonnen für das Friedenslicht war das Abteil sehr eng, sodass wir die ersten Minuten Pfadinder-Gepäck-Tetris spielten um alles sicher in dem kleinen Abteil zu verstauen. Wir hörten, dass sich im Zug ein Taschendieb befinden soll. Bis heute bin ich nicht sicher, ob es wirklich ein Taschendieb war, weil das verlorengegangene Nähset – welches einem Portemonnaie ähnlich sah – auf dem Boden unseres Abteils wieder auftauchte und in dem Gedränge auch nur aus dem Rucksack gefallen sein könnte.

Unser Abteil hatte zwei Gaderobenhaken und uns wurde gesagt, dass wir, die Tonnen, solange noch keine Kerzen an sind, an diese Haken hängen sollten. Da die Tonnen auf dem Boden leicht im Weg standen befolgten wir diesen Rat.

Nachdem wir uns eingerichtet hatten und alles verstaut war, klappten wir die Schlafbänke zu Sitzbänken um und machten es uns so gemütlich wie möglich. Da wir uns noch nicht wirklich kannten und ein ganzes Wochenende gemeinsam verbringen werden würden, machten wir eine kleine Vorstellungsrunde. Wir waren alle Ungefähr in einem Alter und verstanden uns sehr gut. Plötzlich wurde unsere Erzählrunde von einem nervigen Geräusch und einer blinkenden Lampe über der Tür gestört. Uns wurde gesagt, dass das der Feueralarm ist, jedoch stellte sich schnell raus, dass es ein Fehlalarm war. Wäre uns dies auf der Rückfahrt mit dem brennenden Friedenslicht passiert, hätten wir die Kerzen löschen müssen.

Bald gingen die ersten zwei in unserem Abteil schlafen. Wir hatten jedoch nicht bedacht, dass es nicht sinnvoll ist, wenn die ersten unten schlafen, weil wir unsere Gesprächsrunde so nach oben verlegten und sobald einer aufstehen musste, es keinen anderen Weg als über ihre Betten gab.  Das obere Bett hatte einen ausklappbaren Fallschutz. Als wir daran spielten um ihn auf Funktion zu testen, bedachten wir die Tonnen an den Gaderobenhaken nicht und beim Aufklappen stieß der Schutz gegen die eine Tonne. Diese setzte sich in Bewegung und riss bei ihrem Fall nach unten die zweite Tonne mit. Leider fiel die Tonne auch nicht einfach auf den Boden, sondern riss einige Flaschen auf dem kleinen Tisch um, bevor sie den Kopf von der fast schlafenden B. traf. Diese erschrak und durch das Geräusch war unser komplettes Abteil wieder hellwach.  Zum Glück hatte der Zwischenfall keine blutige Verletzung  hinterlassen, sodass nur eine Beule auf der Stirn zurück blieb. So konnten wir uns, nachdem wir den Tisch wieder aufgeräumt hatten und die Tonnen sicher auf dem Boden verstaut hatten, wieder in Ruhe die Fahrt widmen.

Mit der Zeit wurde es später und die Luft in unserem Abteil immer stickiger. Das Fenster ließ sich nicht öffnen und die Tür hatten wir geschlossen, damit es nicht zu laut war. Gegen halb drei beschlossen wir, ein paar Minuten auf den Flur vor das Abteil zu gehen um etwas frische Luft zu schnappen und das Abteil zu lüften.  Bei dieser Aktion waren wir wohl ein wenig zu laut, sodass wir mit einem lauten „Nachtruhe!!“ zurück in unser Abteil geschickt wurden. Kurze Zeit später ging auch der Rest unseres Abteils schlafen.

Am Morgen wurden wir gegen sechs geweckt. Um halb sieben gab es Frühstück und wir mussten das Abteil noch umbauen, sodass wir im sitzen Frühstücken konnten. Zum Frühstück gab es für jeden zwei Brötchen mit Butter und Marmelade, was allerdings nicht für beide Brötchen reichte. Dazu gab es Tee oder Kaffee. Nach dem Frühstück fingen wir an, unsere Rucksäcke zu packen und das Abteil komplett aufzuräumen, da hörten wir, dass wir in Zehn Minuten unseren Zielbahnhof erreichen werden würden. Dies führte dazu, dass wir uns beeilen mussten und uns gegenseitig im Weg standen. Die nächste Info lautete, dass wir doch noch eine halbe Stunde haben und bei uns kehrte wieder etwas Ruhe ein. Da wir inzwischen soweit alles gepackt hatten, fing ich an, meine Zöpfe neu zu flechten. Da stellte sich heraus, dass wir in einer halben Stunde zwar am Hauptbahnhof in Wien ankommen würden, wir jedoch eine Station früher aussteigen müssen und somit nur noch Fünf Minuten hatten. Mit dieser Auskunft ließen wir alles womit wir gerade beschäftigt waren liegen, und machten uns fertig zum Aussteigen. Um halb neun standen wir mit über 100 Pfadfindern auf dem Bahnsteig.


Wien

All diese Pfadfinder mussten sich nun ein 48 Stunden Ticket für die Wiener U-Bahn kaufen. Nachdem das zu einer restlosen Überfüllung aller Ticketautomaten führte, entschloss ich mich alle Tickets unserer Gruppe mit zum Entwerten zu nehmen, damit nicht alle sechs von uns mit Gepäck vor einem Automaten standen. Wir nahmen die U-Bahn bis zur Haltestelle Johnstraße und gingen von dort aus zu Fuß zu unserer Unterkunft in einem Jugendheim. Dort angekommen mussten wir uns offiziell anmelden und bekamen ein Armband, eine Teilnehmerkarte mit unserem Namen und wurden einer Gruppe für die Stadtführung später zugeteilt. Als nächstes mussten wir unseren Schlafplatz vorbereiten, da wir dafür nachher keine Zeit haben werden würden. Alle 150 deutschen Pfadfinder schliefen gemeinsam in einem Raum! Danach wurde uns eine kleine Pause gegönnt bevor mittags ein „kurzer Impuls“ zur Einführung stattfand. Dort wurde uns Mitgeteilt, dass wir in der nächsten halben Stunde die Unterkunft verlassen müssen und diese bis halb Zehn abgeschlossen bleiben wird. Somit standen wir in der Kälte und begaben uns zu fünft zur U-Bahn Station, um ins Zentrum von Wien zu fahren. Dort besuchten wir mehrere Weihnachtsmärkte (zu dieser Zeit ist in Wien an jeden verfügbaren Platz mindestens eine Bude) und tranken Kakao und Glühwein. Wir hatten vom Naschmarkt gehört und machten uns auf den Weg, diesen zu finden. Auf dem Weg trafen wir unser sechstes Gruppenmitglied, das uns aber auch nicht sagen konnte wo wir hin müssen. Irgendwann geben wir  die Suche auf um zur Stadtführung zu gehen, welche um halb vier beginnen sollte. Mit der Stadtführerin zogen wir los und da wir schon einige Stunden in der kalten Dezemberluft unterwegs waren, dauerte es nicht lange bis wir froren. Zusätzlich waren wir so viele Leute, dass die Chance sehr gering war, etwas von dem, was wir erzählt bekamen zu verstehen. Die Führerin drehte sich zusätzlich immer weg um alle mit einzubeziehen, nur führte das dazu, dass jeder nur zusammenhanglose Brocken hören konnte. Anderthalb Stunden nach Beginn der Führung hatte somit auch die letzte Person die Lust an der Führung verloren. Zum Glück war diese um halb Sechs endlich vorbei.

Unsere Gruppe beschloss ein Restaurant zu suchen, da wir uns für den Abend selbst verpflegen mussten. Das letzte Essen hatten wir am Morgen im Zug und so waren wir sehr hungrig. Da Wien zu dieser Jahreszeit sehr voll ist und viele Pfadfinder unterwegs sind, gestaltete sich die Suche nach einem Restaurant mit Platz für sechs Personen als schwierig. Eine Stunde Später hatten wir Glück und fanden einen Platz und freuten uns darauf, bald etwas essen zu können. Mit einem Blick in die Speisekarte war diese Freude schon bald bei mir und einer weiteren Person verflogen. Wir sind Vegetarier und auf der Speisekarte steht nicht ein Vegetarisches Gericht. Wir fragten, ob wir beide nur Fritten bekommen können. Als das Essen kam, waren wir leicht enttäuscht. Die anderen hatten einen kleinen Korb voll Fritten und dazu jeder zwei Wiener Schnitzel. Wir beide hatten nur die Fritten und die Menge würde uns nicht mal satt machen, wenn wir noch ein Mittagessen gehabt hätten. Glücklicherweise bekamen wir die restlichen Fritten der anderen, die mit ihrer Portion überfordert waren. Nachdem wir doch alle satt geworden waren, bezahlten wir, und beschlossen uns auf den Weg zurück zur Unterkunft zu machen, in der Hoffnung, dass jemand schon früher da sein würde. Wir erreichten das Jugendheim um halb neun, doch keiner war da. Ein paar Meter weiter war eine Tankstelle und wir entschlossen uns, dort Milch und Kaugummis zu kaufen. Die restliche Wartezeit spielten wir „Arschloch“ auf der Treppe. Da es noch kälter als am Nachmittag war, waren wir sehr erleichtert als zehn Minuten vor der mitgeteilten Zeit jemand mit Schlüssel erschien und wir ins Warme konnten. Nach dem langen Tag entschlossen sich die meisten früh schlafen zu gehen und schon bald war im gesamten Raum ein Schnarchkonzert zu hören. Um diese Geräusche auszublenden, schlief ich mit MP3-Player und Musik.

Den Samstag starteten wir mit einem Frühstück und danach hieß es schon wieder Rucksack packen, „nachher ist keine Zeit“. Wir stellten alles in eine Ecke und fegten den Raum. Heute nahmen wir die eine Tonne für das Friedenslicht mit auf unseren Weg durch Wien. Bevor wir ins Zentrum fuhren, wollten wir dem Pfadfindermuseum in Wien einen Besuch abstatten. Durch die Pfadfinder, die das Friedenslicht abholen, hat das kleine Museum an diesem Wochenende Hochbetrieb und ist sehr voll. Bevor wir uns wieder nach draußen begaben, kauften wir noch einen Aufnäher für die Kluft und machten ein Foto. In Wien besuchten wir weitere Weihnachtsmärkte und aßen Wurst oder tranken Kakao und Glühwein.


Das Friedenslicht wird ausgesendet

Um 14 Uhr soll der Aussendungsgottesdienst beginnen, doch wenn man in der Kirche einen Sitzplatz haben möchte, sollte man eine Stunde früher da sein wurde uns gesagt. So machten wir uns früh genug auf den Weg und erreichten die Kirche 70 Minuten vor Beginn der Messe. Schon jetzt war die Kirche relativ voll und wir sicherten uns Sitzplätze auf einer Bank ziemlich mittig. Vor uns war etwas Platz um durch die Reihe zu gehen, so konnten wir unsere Füße ausstrecken. Auch war das die erste Kirche mit Sitzheizung, die ich je gesehen habe. Die Kirche war riesig. Immer mehr Pfadfinder kamen rein und schon bald war unser Fußraum mit Menschen voll, die keinen Sitzplatz mehr ergattern konnten. Zu Beginn der Messe standen dann auch die Reihen an den Seiten voll, nur ein schmaler Mittelgang war noch frei. Da die Pfadfinder aus ganz Europa angereist waren und nicht alle Deutsch verstehen, fand der ökumenische Gottesdienst zweisprachig statt. Allein das „Vater unser“ sollte jeder in seiner Sprache beten, allerdings ist es schwer sich auf Deutsch zu konzentrieren wenn direkt um einen herum auch noch ungarisch, polnisch, niederländisch und schweizerdeutsch gesprochen wird. Um viertel nach drei war die Aussendungsmesse vorbei und alle begaben sich nach draußen und blockierten die Straße (Zum Nachteil der ortsansässigen Feuerwehr, die genau zu dem Zeitpunkt einen Einsatz bekam und feststellen musste, dass ein längerer Weg um die Kirche heute wahrscheinlich schneller ist.) Wir sollten in unserer Tonne auch eine Flamme am Friedenslicht entzünden, sodass mehrere Flammen brennen und so suchten wir jemanden, bei dem wir unsere Kerze entzünden konnten. Traditionell tauschten viele Pfadfinder ihre Halstücher und kurze Zeit später hatten wir fünf in unserer Gruppe nur noch ein deutsches Halstuch. Die Restlichen mussten für Halstücher aus den Niederlanden, Slowakei, Polen und Rumänien weichen. Im Keller der Kirche gab es noch eine kleine Stärkung und wir entschlossen uns mit einer weiteren Person erneut den Naschmarkt zu suchen. Dieses Mal fanden wir unser Ziel und aßen bald Falaffel mit Dip. Allerdings hatten wir uns den Naschmarkt schöner vorgestellt, an manchen Enden lag haufenweise Müll einfach auf dem Boden und niemand schien es zu interessieren. Wir kauften noch  eine Pomelo und sammelten eine einsam herumrollende Frucht auf, von der wir uns nicht sicher waren, was es war. Für den letzten Abend hatten die Pfadfinder aus Deutschland, den Niederlanden und Luxemburg sich zusammengetan und ein Restaurant gemietet, wo wir alle essen konnten. Da wir schon auf dem Naschmarkt etwas gegessen hatten, bestellten wir uns nur noch eine Kleinigkeit und genossen den Abend. Leider stimmte etwas mit der Kerze nicht, und das Friedenslicht war erloschen. Nach einigen Reparaturversuchen konnten wir das Licht an einer anderen Kerze wieder entzünden. Gegen Neun Uhr machten wir uns auf den Weg zur U-Bahn und hatten mit acht Minuten Wartezeit die längste U-Bahn Wartezeit an diesem Wochenende. Eine halbe Stunde später erreichten wir die Unterkunft und reparierten dort die Lampe erneut, damit wir für die Zugfahrt sicher sein konnten, dass sie nicht ausginge. Inzwischen war es Zeit, die Rucksäcke zu holen und bald schon traten wir den Rückweg an. Leider hatte uns niemand gesagt, dass „zur Sicherheit“ ein Puffer von einer Stunde eingeplant gewesen war, so saßen wir mit 150 Mann am Bahnhof und warteten in der Kälte. Da wir die ersten waren, hatten wir das Glück ein paar Stühle unterhalb der Gleise besetzen zu können, sodass sich die Wartezeit aushalten ließ.


Das Licht im Zug

Unser Zug traf gegen halb Zwölf am Bahnhof ein. Leider war diese Zug nicht so modern wie der Zug mit dem wir angereist waren und die Bänke waren nicht klappbar. Wir verstauten unser Gepäck und setzten uns dieses Mal auf die oberen Bänke, da man dort sitzen konnte, ohne sich den Kopf an einer Bank darüber zu stoßen. Schon bald bekamen wir Besuch aus anderen Abteilen und unterhielten uns gemeinsam während die ersten beiden in unserem Abteil schlafen gingen. In dem Abteil, war für sechs Personen ausgelegt war, aber eigentlich zu eng war, hielten wir uns zu neunt auf, dementsprechend schlecht war auch bald die Luft. Wir hatten die Heizung auf kalt gestellt, damit es einigermaßen aushaltbar war. In unseren Gesprächen stellte sich heraus des eine Gruppe kein Schlafabteil gebucht hatte und somit nur normale Sitzplätze hat. Eine dieser Gruppe fragte, ob sie sich so lange wir es nicht brauchten in eins unserer Betten legen dürfe, und wir sagten ja. Bald schon war sie eingeschlafen. Wir anderen quatschten noch ein bisschen weiter, doch irgendwann gingen auch die anderen der Gruppe mit den Sitzplätzen zurück zu ihren Plätzen. Ihre Freundin, von der wir nicht mal den Namen kannten, ließen sie bei uns zurück. Inzwischen war ich auch etwas müde und da mein Bett von unserem Gast belegt war, entschloss ich mich in Sinas Bett zu dösen. Die zwei die noch wach waren, quatschten die ganze Nacht durch, sodass das eine Bett nicht von uns gebraucht wurde und wir unseren Gast weiter bei uns schlafen ließen. Gegen vier Uhr müssen wir die Grenze zu Deutschland überquert haben. Da unser Zug aus Ungarn kam und das Flüchtlingsproblem noch sehr aktuell ist, klopfte es laut an unsere Tür und jemand rief „Police, Police“. Wir öffneten die Tür zu unserem Abteil und wurden gefragt ob wir uns alle kennen. Auch wenn wir nicht wirklich wussten, wer unser Gast ist, waren wir sicher, dass die Polizei kein Interesse an ihr hat und antworteten mit „Ja“. Diesen Zwischenfall verschlief unser Gast komplett. Auch wir konnten noch ein bisschen schlafen, bevor wir uns fertig machen mussten um in München den Zug zu wechseln. Am Morgen wachte auch unser Gast auf und war überrascht, dass wir sie die ganze Nacht bei uns schlafen gelassen haben. Bevor sie wieder zu ihrer Gruppe ging, fragten wir sie noch ob sie uns dafür wenigstens ihren Namen verraten würde, diesen habe ich aber bis heute wieder vergessen. In München machten wir eine große Abschiedsrunde bevor wir in verschiedene Züge stiegen, die uns quer in Deutschland verteilen. Am Bahnhof kauften wir noch Kakao und Franzbrötchen zur Stärkung und füllten den Brennstoff in der Laterne für das Friedenslicht nach. Gegen halb sieben kam unser ICE und wir sicherten uns einen Viererplatz mit Tisch zum Karten spielen. Leider wurden wir von dem Tisch verscheucht, da die Organisatoren der Tour den Tisch zum Arbeiten brauchten. Wir hatten zwar reservierte Plätze, doch entschlossen uns, den anderen, nicht reservierten Vierer zu nehmen, in der Hoffnung dort sitzen bleiben zu können. Eine Stunde später fuhren wir los in Richtung Nordrhein-Westfahlen. Wir spielten Karten, doch plötzlich rutschte eine Karte vom Tisch und viel zwischen das Sitzpolster und die Verkleidung. Jeder unserer Versuche, die Karte zu retten, beförderte sie jedoch nur weiter in die Abgründe des Sitzes. Aus Spaß fragten wir, ob einer in unserer Umgebung Arzt ist oder Medizin studiert hat, und es stellte sich heraus, dass unsere Begleitung zum Naschmarkt wirklich Medizinstudentin ist und mit Problemen, wo Fingerspitzengefühl notwendig ist, umgehen kann. Professionell „operierte“ sie den Sitz und beförderte die Karte zurück ans Tageslicht. Leider hatte die Karte, die sich als König herausstellte, eine Ecke ab und so tauften wir sie auf den Namen „behinderter König“. Auf der weiteren Fahrt aßen wir die Pomelo und die Franzbrötchen und schnitten die Frucht vom Naschmarkt auf, die sich als Maracuja herausstellte. An jedem Bahnhof stiegen einige Pfadfinder kurz aus und gaben das Friedenslicht an wartende Personen am Bahnsteig weiter. Um Zwölf Uhr erreichten wir den Bahnhof in Köln, wo wir aussteigen mussten. Wir füllten noch einmal die Lampe nach und warteten auf unseren Zug, der eine Stunde später kam. Leider war der Zug sehr voll, sodass wir uns leicht aufteilen mussten.


Das Licht kommt nach Aachen

Nach einer Stunde Fahrt kamen wir in Aachen an. Fotografen von der Presse wollten noch auf dem Bahnsteig Fotos machen und so dauerte es etwas, bis wir unten am Ausgang ankamen. Dort wurden wir von vielen weiteren Pfadfindern begrüßt und gemeinsam zogen wir zur Aussendungsmesse im Aachener Dom. Der Dom war voll, doch wir hatten reservierte Sitzplätze. Während der Messe durften wir das Licht an alle Anwesenden verteilen. Nach der Messe trafen wir mehrere Mitglieder von Sinas uns meinem Stamm und tranken gemeinsam noch Kakao im Innenhof vom Dom. Wir verabschiedeten uns voneinander, da der offizielle Teil der Wienfahrt hier beendet war und wir in unsere Stämme zurückkehren werden. Sina und ich zogen mit einigen von unserem Stamm noch weiter auf den Aachener Weihnachtsmarkt, was allerdings mit dem großen Rucksack nicht so toll war. Schnell beschlossen wir zurück zum Dom zu gehen und mit der letzten unserer kleinen Wiengruppe, einem Mitglied unseres Nachbarstammes, das Friedenslicht nach Stolberg zu bringen.


Das Licht wird in der Heimat verteilt

Da wir nun nichtmehr die guten Behälter für das Friedenslicht dabei hatten, sondern nur eine einfache Laterne, hofften wir, das Licht ohne Probleme nach Stolberg zu bekommen. Einen Strich durch die Rechnung machte uns doch schnell der Schaffner. Wir mussten das Licht ausmachen. Glücklicherweise waren wir nicht die einzigen im Zug, die das Friedenslicht transportierten und so konnten wir, kurz bevor wir ausstiegen, die Kerze wieder bei einer Familie entzünden. In Stolberg angekommen wurden wir zum Krankenhaus gefahren. Dort trafen wir den zuständigen Pfarrer mit dem wir in der Krankenhauskapelle beteten und das Licht weiter gaben. Als nächstes besuchten wir die Abendemesse in der Kirche Maria Himmelfahrt. Für uns war das die Dritte Messe seit Samstagmittag. Wir entzündeten alle Kerzen in der Kirche mit dem Friedenslicht und berichteten von dem Wochenende. Nach der Messe war auch für und das Wochenende vorbei.

Die Möglichkeit, das Friedenslicht abholen zu dürfen war eins meiner besten Pfadfindererlebnisse. Mit der Gruppe, mit der wir in Wien unterwegs waren, stehen wir noch immer in Kontakt.